9. März 2024 / Naila informiert...

4. März-Gedenken der Sudetendeutschen in Naila

Selbstbestimmungsrecht – Voraussetzung für Frieden

Naila - Mit einem Gedenkgottesdienst und  anschließendem Gedenken am Sudetendeutschen Mahnmal an der Kath. Kirche Naila gedachte die SL-Ortsgruppe Naila der Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts der Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien.  Unter den zahlreichen Teilnehmern, auch aus der Nailaer Umgebung, begrüßte Orts- und Bezirksvizeobmann Adolf Markus besonders den Nailaer 1. Bürgermeister und stellvertretender Hofer Landrat Frank Stumpf, Dekan Andreas Seliger und die Bezirks- und  Landesvizevorsitzende der SL Bayern Margaretha Michel.

1. Bürgermeister Frank Stumpf hob in seiner Gedenkrede hervor, dass die Frage des Selbstbestimmungsrechts der Völker an Aktualität nichts eingebüßt habe. Gerade für Sudetendeutsche sei dies eine bittere Erfahrung.

Den 3,5 Millionen Sudetendeutschen habe der neugegründete Nationalstaat Tschechoslowakei dieses Recht verweigert. Versuche sudetendeutscher Politiker, mit der tschechoslowakischen Regierung zu verhandeln, wurden schroff zurückgewiesen mit der Begründung: „Das Selbstbestimmungsrecht ist eine schöne Phrase, jetzt entscheidet die Gewalt.“

Daher hatten am 4. März 1919 alle deutschen Parteien im Sudetenland zu einem Generalstreik mit friedlichen Kundgebungen aufgerufen. Tschechoslowakisches Militär löste diese Demonstration mit Waffengewalt auf. 54 Menschen starben durch Gewehrsalven in den seit Jahrhunderten von Deutschen besiedelten Sudetengebieten, es gab Hunderte von Verletzten und viele Verhaftungen.

Das Gedenken der Sudetendeutschen in Naila nach 105 Jahren sei heute angesichts des Ukraine- und Nahostkrieges notwendiger denn je, mahnte der Bürgermeister. Auch am Beginn des 3. Jahrtausends seien Konflikte um Selbstbestimmungsrecht, Vergangenheitsbewältigung und Verständigung zwischen ethnischen Gruppen immer häufiger geworden. Wie es den deutschen Vertriebenen 1945 leidvoll erging, würden auch heute wieder Millionen von Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, hätten unzählige Unschuldige dabei ihr Leben verloren. Gewalt dürfe niemals siegen, betonte 1. Bürgermeister Frank Stumpf.

SL-Bayern-Vorsitzende Margaretha Michel zeigte in ihrer Gedenkrede Parallelen auf zu den schrecklichen Kriegen in Ukraine und Gaza-Streifen zu der 1918/19 erfolgten Okkupation des 800 Jahre alten Sudetenlandes. Immer wieder seien Konfliktpotenziale durch unzureichende Problem- und Friedenslösungen entstanden.

Der australische Historiker Christopher Clark habe in seinem Buch darauf hingewiesen, wie es die europäischen Mächte 1914 wie „Schlafwandler“ in den 1. Weltkrieg gezogen habe, mit der Folge millionenfach geschwächter, erkrankter Bevölkerungen.

Bei den Friedensschlüssen 1918/19 in Paris sei über die Köpfe der Beteiligten entschieden, Deutschland die alleinige Schuld zugeschoben worden. Die Monarchie Österreich-Ungarn und die Türkei seien zerlegt worden, mit Auswirkungen bis heute. Trotz Selbstbestimmungsrecht-Proklamation des amerikanischen Präsidenten Wilson habe der neugegründete tschechoslowakische Nationalstaat einen Vielvölkerstaat gegründet und die 3,5 Millionen Sudeten-Volksgruppe ohne Selbstbestimmungsrecht einverleibt, das Schweizmodell-Versprechen gebrochen. Die Sudetendeutsche Volksgruppe sei wirtschaftlich, schulisch und demokratisch benachteiligt worden. Michel erinnerte an die sudetendeutschen Demonstrationen am 4. März 1919 in  Kaaden und allen größeren Städten des Sudetenlandes mit Toten und Hunderten von Verletzten jeden Alters durch tschechisches Militär.

In der Folge kam es zu weiteren Diskriminierungen der Sudetendeutschen, den wachsenden Einfluss des deutschen Nazi-Reiches mit dem Einmarsch Hitlers in das Sudetenland, der Bildung des Protektorats Böhmen und Mähren, dem verheerenden 2. Weltkrieg und der unseligen Heimatvertreibung.

Die SL arbeite das noch bestehende Unrecht in intensiven Dialogen und wissenschaftlichen Diskursen auf, schloss Landesvizevorsitzende Margaretha Michel ihre Gedenkrede.

Vor dem Auszug zum Sudetendeutschen Mahnmal mahnte SL-Bezirksvizeobmann Adolf Markus, die Opfer des 4. März 1919, der Kriege und Vertreibungen verpflichten uns zu bürgerlichem Engagement für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Völkerverständigung, auch der nachwachsenden Generation geschuldet – gegen alle Ideologien. Deshalb: Nie wieder Nazi-Faschismus, Stalin-Putinismus, Antisemitismus, Islamismus und Religionsverfolgungen.

Foto: Stadt Naila; Kranzniederlegung am Nailaer Sudeten-Mahnmal mit Gebet- und Bayern-,Nationalhymne von links:  Lektor Horst Kaschel, stv. Obmann Jürgen Nowakowitz, 1. Bürgermeister Frank Stumpf, Dekan Andreas Seliger, SL-Landesvizevorsitzende Margaretha Michel, Pater Eugen, Obmann Adolf Markus und Ministrant Lukas.
Quelle: Stadt Naila

Meistgelesene Artikel

Der erste letzte Tag
Buchvorstellungen

Ein Roadtrip, der Leben verändert: Zwischen Rettung und Chaos, zwei Fremde, ein Schicksal.

weiterlesen...
Unser Tier der Woche heißt Yellow !
Tier der Woche

Yellow ist ein lieber Rüde, manchmal auch etwas sensibel

weiterlesen...

Neueste Artikel

Europawahl am 9. Juni 2024 - Briefwahldokumente
Hof informiert...

Europawahl am 9. Juni 2024 – Antrag Briefwahldokumente

weiterlesen...
„28. Nailaer Frühling“ am 12. Mai im gesamten Innenstadtbereich von Naila
Naila informiert...

Pünktlich um 13.30 Uhr findet auf dem Marktplatz die offizielle Eröffnung durch Herrn 1. Bürgermeister Frank Stumpf statt.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

„28. Nailaer Frühling“ am 12. Mai im gesamten Innenstadtbereich von Naila
Naila informiert...

Pünktlich um 13.30 Uhr findet auf dem Marktplatz die offizielle Eröffnung durch Herrn 1. Bürgermeister Frank Stumpf statt.

weiterlesen...