15. Januar 2018 / Allgemeines

Großer schwarzer Freund

Daniélle Müller hat darüber ein Buch geschrieben.

Großer schwarzer Freund

Eisenbühl-Marxgrün – Es gibt verschiedenste Gründe, die Flüchtlinge zwingen, ihre Heimat zu verlassen und - es gibt mindestens ebenso viele Geschichten. Warum sie geflohen sind, was sie erlebt und wie sie überlebt haben, schrieb die Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Hochfranken-Gymnasium Naila Daniélle Müller in einem Tagebuch-Bericht mit dem Titel „Genzebka“, übersetzt  „Sehr gerne, keine Ursache“ am Beispiel von Simon Tumusan nieder. Ein bewegendes 162-Seiten zählendes Werk, das lange Zeit fertig in der Schublade lag und nun glücklicher Weise gedruckt, zu erwerben ist. „Simon du hast unseren Blick geschärft für das Wesentliche im Leben und für unsere Nächsten. Du hast uns vorgelebt, wie groß Gottvertrauen sein kann und du hast einen bleibenden Eindruck bei unseren Kindern, Nachbarn, Freunden und Angehörigen hinterlassen. Wir wissen mehr als vorher zu schätzen, dass wir in Frieden und Freiheit, in Sicherheit und Wohlstand leben dürfen. Dafür wollen wir dir von Herzen Danke sagen. Yekenyeley!“  So lauten einige Zeilen des Epiloges der Autorin Daniélle Müller, die mit ihrer Familie im Berger Ortsteil Eisenbühl zu Hause ist. Sie schrieb die Geschichte von Simon Tumisan aus Eritrea nieder, nicht aus Erzählungen von irgendwem und irgendwo her, sondern vom Simon selbst erzählt, der längst nicht mehr irgendein Flüchtling für Familie Müller ist, sondern ein guter Freund und ein geliebter wie bewunderter großer Bruder. „Die sind wie meine Eltern, sie verstehen mich, Dani ist meine zweite Mama“, erzählt der 20-jährige Simon Tumisan aus Eritrea mit Stolz und setzt gleich hinterher „Das ist meine Familie und die zwei, wie meine jüngeren Geschwister.“ Er meint damit die Kinder von Florian und Daniélle Müller, Aaron und Magdalena. „Er gehört zur Familie“, unterstreicht das Ehepaar, die den jungen Mann seit einem  Jahr kennen und schätzen, mögen und unterstützen. Wenn man die fünf zusammen erlebt, spürt man die Harmonie, das gegenseitige Vertrauen und auch die große uneingeschränkte Liebe der Kinder zu „ihrem großen schwarzen Freund“. Der junge Eritreer selbst findet „schwarz“ ganz normal und erklärt gelassen „Dani, ich bin schwarz. Du bist weiß. So hat Gott uns gemacht. Wir sind alles Menschen.“ Simon kam als 18-jähriger im Sommer 2015 als Flüchtling übers Mittelmehr bis nach Deutschland. „Er erschütterte das Heile-Welt-Bild unserer Familie“, schreibt Daniélle Müller in ihrem Vorwort. Simon arbeitete als Praktikant im Autohaus Räthel in Marxgrün, dem Arbeitsplatz von Florian Müller und seinem jetzigen Ausbildungsplatz zum Kfz-Mechatroniker. „Simon wird zunächst ein gern gesehener und regelmäßiger Gast unserer Familie, bald sogar eine Art Familienmitglied, dessen Geschichte berührt und bewegt, zum Nachdenken und kritischen Hinterfragen der eigenen bequemen Weltsicht.“ Die Autorin zeigt in dem Buch ehrlich und nüchtern Hürden auf, die Flüchtlinge in Deutschland neben müssen. „Es handelt aber auch von Möglichkeiten und Grenzen der Integration für Deutsche und Nicht-Deutsche, von der Bewahrung eigener Werte, von Rückschlägen und kleinen Erfolgen.“ Unterm Strich steht eine wertvolle Freundschaft, von der alle Seiten profitieren. Magdalena jauchzt auf dem Arm von Simon, den alle nur Sami nennen und die bald  zweijährigen Magdalena kurz und knapp Am. Immer wieder reckt sie ihre Ärmchen nach oben, um hochgenommen zu werden. Scheu oder gar Angst - absolute Fehlanzeige. Auch ihr Bruder, der sechsjährige Aaron, geht völlig unbedarft mit Simon um. „Simon ist cool und ein ganz sehr wichtiger Freund“, verrät der spitzbübische Grundschüler, der von den spannenden Fußball spielen mit Simon erzählt. Daniélle Müller lacht. „Wenn es nach Aaron gegangen wäre, dann Fußball statt Deutschunterricht für Simon, aber das war und ist dringend notwendig.“ Daniélle Müller gab dem jungen Eritreer während der Elternzeit von Töchterchen Magdalena zwei Mal die Woche 1:1-Deutschunterricht. Simon selbst ist von dem Buch, seinem Buch, begeistert. „Das ist richtig gut geschrieben und es ist meine Geschichte“, unterstreicht er. „Das stimmt, es ist deine Geschichte und meine Buchstaben“, fügt die Autorin schmunzelnd an und weiß, dass diese in Teilen die Geschichte von vielen Flüchtlingen ist. „Es gibt viele Parallelen zu anderen Eritreern.“ Daniélle Müller unterstreicht, dass Integration nur gelingen kann, wenn die Flüchtlinge Zugang „zu uns Deutschen bekommen und wenn Freundschaften entstehen“. „Integrations- und Deutschkurse sind wichtig, ohne Frage, aber da gibt es keine persönlichen Kontakte, die ein Kennenlernen ermöglichen.“ Familie Müller, Vater Florian, Mutter Daniélle und die beiden Kinder Aaron und Magdalena können nur von positiven Erfahrungen berichten. Sie möchten Mut machen, jenen mutigen Menschen, die für Freiheit und ein besseres Leben ihr eigenes aufs Spiel setzten und alles zurückließen, willkommen zu heißen und aufzunehmen. Es ist ein lesenswertes informatives Buch über Leid und Erfolg des jungen Eritreers Simon Tumisan, der so viel Glück hatte, nicht nur unbeschadet die Flucht nach Deutschland zu meistern, sondern hier wahre Freunde zu finden und auch, als einer der ganz wenigen einen Ausbildungsplatz zu erhalten. All das ist Ansporn und Chance zugleich. Dass er sogar schon fränkisch spricht mit „passt scho“, „freilich“ und auch „ha“ spricht eigene Bände, wie das Buch an sich. Danielle Müller hat es beeindruckt was der junge Eritreer erlebt hatte, was er erzählte. „Ich musste es aufschreiben, sonst wäre es verloren, Notizen, Zettel und erst später dann ein Manuskript, ein Buch mit einer wertvollen Geschichte.“

„Genzebka – Sehr gerne, keine Ursache“ lautet der Titel des Tagebuchberichtes, den Daniélle Müller über den jungen Eritreer Simon Tumisan schrieb. Er fand Freunde und einen Ausbildungsplatz. Unser Bild zeigt Simon Tumisan mit Magdalena auf dem Arm, Florian und Daniélle Müller und Aaron, der mit Stolz von „meinem schwarzen Freund“ erzählt. 

Wer ein Buch kaufen möchte, kann dies über die E-Mail-Adresse genzebka.buchbestellung@web.de tun. Der Tagebuchbericht kostet sieben Euro, bei Versand acht Euro. Der Erlös, nach Abzug der Druckkosten, kommt Simon Timusan zu Gute. „Zu 100 Prozent und wird für die Finanzierung des Führerscheins verwendet“, versichert Danielle Müller.

Quelle: Sandra Hüttner

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