26. Februar 2021 / Neues aus dem Theater Hof

„Drama on demand“ und virtuelle Unterrichtsbesuche

Neues aus dem Theater Hof

Hof. Auch in Zeiten geschlossener Theater möchte das Theater Hof durch den direkten Kontakt zu Schülern, der theatral möglich ist, einen wertvollen pädagogischen Beitrag für die Schulen bei der Unterrichtsstoff- und Wertevermittlung leisten. Dazu dient der Rückgriff auf die drei Produktionen „Kanzlist Krehler“, „Othello“ und „Der Prozess“ des Theaters Hof, die ab dem kommenden Wochenende digital der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. 

Dabei legt das Theaters Hof seiner Streaming-Aktivität ein nachhaltiges Konzept zugrunde, das auch über den Lockdown hinaus wirken soll: Die Mitschnitte unterrichtsrelevanter Produktionen wird das Theater Hof als „Drama on demand“ sammeln und Schulen bundesweit auf unbegrenzte Zeit für den Unterricht zur Verfügung stellen – unter der virtuellen Live-Beteiligung hauseigener Künstler/innen.

„Natürlich richten wir uns mit den Produktionen, die wir digital präsentieren, in erster Linie an unsere Abonnenten, unser Publikum und die Schüler aus Hof und der Region, die wir gerade nicht live erreichen können und als deren „theatraler Grundversorger“ wir uns verstehen. Aber wir haben für das Streaming bewusst Produktionen ausgewählt, die auf verschiedenen Ebenen äußerst relevant und somit auch überregional bzw. für die Fachwelt von Interesse sind“, sagt Intendant Reinhardt Friese. Selbstverständlich wird auch Unterrichtsmaterial zum Download bereitstehen. 

Um einen Live-Charakter um die digitale Aufführung herum zu kreieren, steht als ganz besonderes Angebot im digitalen Raum nach der Online-Vorstellung ein/e Mitwirkende/r der Produktion für den Dialog mit den Schülern zur Verfügung. „Auf diese Weise erschaffen wir trotz der Aufzeichnung der Produktion eine Einmaligkeit des Theatererlebnisses gepaart mit Interaktion zwischen Schülern und Darstellern, um die Jugendlichen direkter zu erreichen und ihnen im Dialog die Möglichkeit zu bieten, unmittelbar über das Gesehene zu reflektieren“, erklärt Intendant Reinhardt Friese.

Den Anfang macht die expressionistische Tragikomödie „Kanzlist Krehler“ von Georg Kaiser in einer Inszenierung von Reinhardt Friese am letzten Februar-Wochenende. Georg Kaisers wiedergefundenes Goldstück „Kanzlist Krehler“ lohnt sich allein schon wegen der Sprache. Halb in einem explosiven Telegramm-Stil, halb mit biblischem Pathos, mit größter Dichte und Leichtigkeit zugleich nimmt sie einen gefangen. Kaiser (1878-1945) war ein rastloser Experimentator. Sein gesamtes Werk ist das Durchspielen von Lebens- und Denkmöglichkeiten. In „Kanzlist Krehler“ zeigt er die Verlorenheit eines Menschen, der urplötzlich seine fremdbestimmte Existenz durchschaut und eine groteske Flucht nach vorn antritt. Regisseur Reinhardt Friese und Ausstatterin Annette Mahlendorf betten die extrem selten gespielten Tragikomödie mit ihrem expressionistischen Sprachfeuerwerk optisch in eine sehr klare, überwältigend strahlende Farbstruktur ein. Von Freitag, 26. Februar (Beginn: 19.30 Uhr) bis Sonntag, 28. Februar 2021 (Ende: 19.30 Uhr) ist „Kanzlist Krehler“ kostenlos über www.theater-hof.de oder direkt unter folgendem Link zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=q1MbApGUtUQ

Die Besonderheit der Hofer „Othello“-Version, die am letzten März-Wochenende auf dem Online-Spielplan steht, ist: Die Titelfigur wird nicht von einem schwarzen Mann, sondern von einer homosexuellen Frau gespielt, um Diversität und Diskriminierung aus einer erweiterten Perspektive zu beleuchten. Dabei folgt Intendant und Regisseur Reinhardt Friese mit seinem ungewöhnlichen Konzept einem komplett neuen, gesellschaftspolitisch brandaktuellen Interpretations-Ansatz. Außerdem handelt es sich bei der Übersetzung um die Neuübertragung von Miriam Schwan, die das Theater Hof eigens in Auftrag gegeben hat und die stark den Nerv des jungen Publikums trifft. 

Erstmals überhaupt in deutscher Sprache zu erleben ist Philip Glass’ musikalische Interpretation von „Der Prozess“ aus der Feder von Franz Kafka. Operndirektor Lothar Krause und Studienleiter Clemens Mohr haben das bekannte und nach wie vor absolut aktuelle Werk der Weltliteratur für die Hofer Inszenierung von Lothar Krause Hofer zurückübersetzt. Aus Kafkas bekanntestem Romanfragment destilliert Philip Glass eine packende Oper, die seit ihrer Uraufführung 2014 weltweit erfolgreich ist. Erster Übertragungstermin für den „Prozess“ ist das erste Juli-Wochenende.

„Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Lehrer die Termine der öffentlichen Übertragung nutzen würden, um sich einen Eindruck von den drei Produktionen zu verschaffen“, sagt Intendant Reinhardt Friese. „Kanzlist Krehler“ und „Othello“ stehen als „Drama on Demand“ nach den Ausstrahlungen im Februar und März auf unbestimmt Zeit für den Unterricht zur Verfügung. Für „Der Prozess“ wird noch ein Termin unter der Woche bekannt gegeben, der auch Schulen eine Teilnahme während des Unterrichts ermöglicht. Bei Interesse erhalten Schulen Zugangsdaten, Unterrichtsmaterial und Termine für den virtuellen Unterrichtsbesuch einer Darstellerin oder eines Darstellers über das Junge Theater Hof unter jungestheater@theater-hof.de.

Foto: Das Szenenfoto zeigt links Volker Ringe als Kanzlist Krehler und rechts Anja Stange als Frau Krehler, Fotograf: Harald Dietz
Quelle: Theater Hof

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