28. März 2020 / Allgemeines

Gegen das Vergessen

Buchvorstellung in der Stadtbibliothek Naila

Naila - Nanne Wienands und Hartmut Hendrich vom "Verein gegen das Vergessen e.V. " stellten das kürzlich erschienene Buch „Das Frauenkonzentrations- und Außenlager Helmbrechts – Der Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary CZ / Wallern“ in der Stadtbibliothek Naila vor. Die Veranstaltung fand vor den von der Bayerischen Staatsregierung erlassenen Ausgangsbeschränkungen statt. Sie beleuchteten sehr sachlich ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die etwa 20 Gäste waren beeindruckt. "Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen“, war die einhellige Meinung. Und "es ist so wichtig, daran zu erinnern".

Über 600 Frauen und Mädchen im Alter von 18 bis 30 Jahren mussten unter grausamen Bedingungen als Arbeitskräfte für die Rüstungsproduktion zur Verfügung stehen. Sie wurden als „Schutzhäftlinge“ bezeichnet. Sie waren aus verschiedenen Lagern, unter anderem aus dem Konzentrationslager Ravensbrück nach Helmbrechts überstellt worden. Helmbrechts gehörte verwaltungsmäßig, wie viele andere kleine Lager auch, zum Konzentrationslager Flossenbürg. Das Lager in Helmbrechts wurde erst im Jahr 1944 fertiggestellt; vorher mussten die Frauen in den ehemaligen Hallen der Firma Witt leben. Mit Bezug der Baracken ging viermal täglich ein langer Häftlingszug quer durch Helmbrechts vom Lager zu den Arbeitshallen. Im Frühjahr kamen noch einmal über 600 Frauen nach Helmbrechts. Es waren jüdische Frauen, die den Weg von Grünberg in Schlesien nach Helmbrechts hinter sich hatten. Sie waren nicht mehr arbeitsfähig und litten an schrecklichen, tödlich verlaufenden Erkrankungen. Man versorgte sie nicht - weder mit Essen, Trinken, Medikamenten oder Kleidung - sondern sperrte sie ohne Hilfe in eine Baracke.

Angesichts der näher rückenden amerikanischen Truppen wurde das Lager Helmbrechts Mitte April 1945 geräumt. Dokumente wurden vernichtet, die Leichen verscharrt. Am 13. April 1945 wurden die Frauen auf einen Todesmarsch geschickt, der noch einmal drei Wochen dauern sollte. Viele der Frauen starben an Entkräftung, Hunger und Erschöpfung. Wer nicht mehr weitergehen konnte, wurde vom SS-Wachpersonal ermordet. Weil er nichts gegen diese Morde unternommen hatte, wurde der Lagerkommandant Alois Dörr im Jahr 1969 zu lebenslanger Haft verurteilt, aber bereits nach acht Jahren begnadigt. Dies ist eine der Besonderheiten des Todesmarsches von Helmbrechts nach Volary, von denen die beiden Referenten weitere Details berichteten.

Welches unsägliche Leid die Frauen erfahren mussten, wurde in einer knapp halbstündigen Filmdokumentation mit Originalaufnahmen dargestellt. Autor Ludwig Mertel hat dazu Archivaufnahmen der US-Soldaten und die Aussagen einer der überlebenden Frauen, Hanka Kotlicki, verwendet. Sie besuchte Helmbrechts noch mehrmals.

Die Gedenkstätte „Langer Gang“ in Schwarzenbach/Saale wurde in Erinnerung an das KZ-Außenlager Helmbrechts sowie an den Todesmarsch nach Volary errichtet. "Dieser Marsch ist einer der am besten erforschten Todesmärsche überhaupt. Wir verdanken diese dokumentarische Arbeit dem Helmbrechtser Bürger Klaus Rauh!" Die Gedenkstätte in der Nähe des Evangelischen Gemeindehauses am Bahnübergang in Schwarzenbach wird nach der Corona Krise wieder jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet sein. Für Gruppen werden
Sondertermine angeboten.

Die Veröffentlichung des Buches wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Bild: Nanne Wienands und Hartmut Hendrich stellten das Buch „Das Frauenkonzentrations- und Außenlager Helmbrechts“ vor. 

Quelle: Stadt Naila

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