4. März 2024 / Naila informiert...

Lesung von Gisela und Claus Irmscher in der Stadtbibliothek Naila

Leben in der Diktatur der DDR

Naila. 70 Realschülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe strömen in die Stadtbibliothek Naila, um passend zum Lehrplan mit dem Thema „DDR“ von Zeitzeugen zu hören. Mucksmäuschenstill ist es beim Lesen und Erzählen der Zeitzeugen aus dem benachbarten Bundesland Thüringen, Gisela Rein-Irmscher und Claus Irmscher über die bewegende Geschichte von Peter, auch bekannt als Barry, einem Jungen, der seine Jugend in der DDR verbrachte. Gleich zu Beginn teilt Gisela Rein-Irmscher mit, dass das Buch das Schicksal ihres ältesten Sohnes Peter erzählt. „Im Buch steht der Name Gertrud Meyer, aber die bin ich, nur habe ich einen Fremdnamen verwendet, weil mir der Stoff beim Schreiben sehr an die Nieren ging.“ Jugend bedeutet für jeden die schönste Zeit im Leben. Man kann frei sein, Dinge tun, die einem Spaß machen und Tag für Tag neue Orte und Menschen kennenlernen. Doch diese Möglichkeit bestand nicht immer. Zu DDR-Zeiten hatten die Jugendlichen kaum Freiheiten. Sie wurden eingeschränkt in ihrem Denken und Handeln und es war problematisch, Neues kennen zu lernen.
Das Buch erzählt die traurige Geschichte von Peter. Er ist Sohn aus einer Lehrerfamilie und glaubt an den Sozialismus, doch wird Opfer der alltäglichen Schikanen der Diktatur und verbrachte seine Jugend in Gefängnissen. Schließlich wurde er von der Bundesrepublik freigekauft, aber durch einen tragischen Unfall verlor er sein Leben mit nur 25 Jahren im Jahr 1983. Die Beerdigung fand ohne die Eltern statt, deren die Teilnahme durch Behördenwillkür untersagt worden war. „Peter sollte dort beerdigt werden, wo er in Freiheit leben durfte, und diese Aussage verwehrte uns die Teilnahme an der Beerdigung“, erklärt die Autorin und Mutter und ergänzt, dass es Angestellten im DDR-Schuldienst nicht gestattet war, Kontakte zum westdeutschen Klassenfeind zu pflegen. Gisela Rein, 1938 in Nordhausen geboren, hat 25 Jahre im Schuldienst gearbeitet. Die Schüler hörten eine bewegende Geschichte und die beiden Autoren beschönigen nichts, starten mit der Mitteilung über den Unfalltod von Peter, der nach dem Freikauf durch die BRD im Schwarzwald lebte, sein Abitur nachholte, das ihm in der DDR verwehrt worden war. Sie berichten und lesen von verschiedenen Situationen, in denen Sohn Peter mit der Staatsmacht in Konflikt geraten war, Festnahmen, Gefängnisstrafen, Verhöre, Verbote und dies in Beziehung gebracht zur DDR-Verfassung. Claus Irmscher stellte an mehreren Beispielen die Diskrepanz zwischen Bürgerrechtsanspruch von Artikeln der DDR-Verfassung und der praktizierten Wirklichkeit im Alltag an Personen vor, die nicht „auf Linie“ waren.
Die Schülerinnen und Schüler waren in diesen Augenblicken besonders still und nachdenklich. Es ist ein Tatsachenroman, der die Entwicklung eines Jugendlichen vom sozialismusgläubigen Pionier zum Staatsfeind darstellt, bewegend und berührend noch einmal mehr, da es von der Mutter erzählt wird, die bekannt: Was waren wir für Idealisten. Wir glaubten an die DDR. Doch dies änderte sich, wird hinterfragt, da nur Kindern von Arbeitern und Bauern der höhere Schulweg ermöglicht worden ist. „Kinder von Lehrer und Erziehern war dieses nicht gestattet, dabei stammten mein Mann und ich aus Arbeiterfamilien, aber das wog bei unseren Kindern nicht.“ Sohn Peter wollte zur Handelsmarine, den Ehrendienst bei der Nationalen Volksarmee bei den Seestreitkräften absolvieren. „Da glaubten wir noch, dass entsprechend der Verfassung, jeder werden kann, was er will“, erklärt die Autorin und wird immer wieder eines Besseren belehrt. Sohn Peter sieht nur den Ausweg „in den Westen“.

Foto: Stadt Naila
Quelle: Stadt Naila

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