7. Mai 2023 / Polizeimeldungen

Gewalt gegen Oberfrankens Polizei – Ein Lagebild

Polizei informiert ...

OBERFRANKEN. Auch im vergangenen Jahr 2022 standen gewaltsame Übergriffe auf Polizistinnen und Polizisten im Zusammenhang mit der Ausübung ihres Dienstes an der Tagesordnung. Solche Taten werden seit einigen Jahren statistisch erfasst und im jeweiligen Folgejahr ausgewertet und bekanntgegeben.

Innenminister Herrmann und Justizminister Eisenreich veröffentlichten am heutigen Freitag das sogenannte „Lagebild Gewalt gegen Polizeibeamte“ für das Jahr 2022 in Bayern. Das Polizeipräsidium Oberfranken gibt Einblick auf Zahlen und Tendenzen des vergangenen Jahres für den eigenen Zuständigkeitsbereich.

Entwicklung gleichbleibend, dennoch hoch

Bei Betrachtung aller registrierten Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte kann man zwar für das vergangene Jahr erkennen, dass sich die Gesamtzahl kaum verändert hat, sich jedoch weiter auf einem hohen Niveau befindet. 627 Fälle schlagen für 2022 zu Buche. Im Zehnjahresvergleich erreichte die Statistik im Corona-Jahr 2020 derweil ein Rekordhoch von 802 Fällen. Aktuell ist also ein Rückgang für die beiden vergangenen Jahre auf vorpandemische Werte zu erkennen. Gezählt werden unter anderem Körperverletzungsdelikte, Widerstände gegen Maßnahmen, Bedrohungen, Beleidigungen und sonstige tätliche Angriffe. Während bei den Körperverletzungsdelikten mit einfacher körperlicher Gewalt ein Rückgang feststellbar ist, nahmen hingegen die Fälle von gefährlicher Körperverletzung, also mittels Waffen oder durch besonders gefährliche Begehungsweisen, deutlich um 46 Prozent zu. Auch zwei versuchte Tötungsdelikte kamen im letzten Jahr vor. Der Anteil der durch die Ermittler aufgeklärten Fälle liegt bei 98,7 Prozent.

Es passiert meist im öffentlichen Raum

Am häufigsten äußert sich Gewalt gegen Polizeibeamte weiterhin naturgemäß im öffentlichen Raum, dort wo die Konfrontation mit Straftätern am meisten vorkommt. Aber auch im privaten, also häuslichen Bereich, ist der Bürger nach gezeigtem Fehlverhalten oft nicht einverstanden mit den polizeilichen Maßnahmen, wie zum Beispiel Festnahmen, Identitätsfeststellungen und Durchsuchungen. Alkohol und andere Rauschmittel wirken hier nicht selten enthemmend für Täter, einen Polizisten zu beleidigen oder gar körperlich anzugreifen. Genauer gesagt in über der Hälfte aller Fälle.

Männlich, erwachsen, bewaffnet

Weiterhin gibt es keine sonderlichen Veränderungen in der Zusammensetzung der Tatverdächtigen. In über 80 Prozent der Fälle handelte es sich um einen männlichen Deutschen im Erwachsenenalter. Wie bereits erwähnt, bedient sich der Angreifer hier gerne eines Hilfsmittels. Eingesetzt werden Hieb- und Stichwaffen, Reizgas, Wurfgegenstände, Brandmittel und Pyrotechnik. In wenigen Fällen wurde sogar eine Schusswaffe mitgeführt oder eingesetzt. Sechsmal bediente man sich eines Kraftfahrzeugs als „Waffe“.

Deeskalation großgeschrieben

Deeskalierendes Verhalten der Beamten im Zusammenhang mit ihren Einsätzen steht immer im Vordergrund. Die Vorbereitung auf schwierige Situationen im Dienst gehört seit langem zur Aus- und Fortbildung bei der Polizei in Bayern und Oberfranken. Dass dieses Verhalten beim Gegenüber nicht immer die gewünschte Wirkung erzielt, zeigen die hohen Zahlen von Straftaten gegen die Gesetzeshüter bei der Durchsetzung ihrer Maßnahmen. Seit einigen Jahren stellt die Polizei ihren Bediensteten nun die „Body-Cam“ zur Begleitung auf Streife zur Verfügung. Sie wird an der Uniform, für jedermann gut sichtbar, getragen und kann im Bedarfsfall per einfachem Knopfdruck eingeschaltet werden. Das Videomaterial steht so im Nachgang als Beweismittel für Angriffe durch Tatverdächtige zur Verfügung. Aber auch vorbeugenden Charakter hat dieses Einsatzmittel. Allein die Ankündigung durch den Träger der Kamera, sie einzuschalten, mag so manchen Angreifer von seinem Vorhaben abhalten. Mitunter auch schon das Erkennen des in Signalfarben gehaltenen Kameragehäuses. Messbar sind solch präventive Effekte zwar nicht, vermutlich jedoch vorhanden.

Und in Zukunft?

Erfreulicherweise sind die Zahlen nach dem Corona-Hoch im Jahr 2020 wieder auf vorpandemisches Niveau gesunken und seither gleichbleibend. Eine Prognose für die folgenden Jahre und mittlere Zukunft bleibt jedoch schwierig und ist von vielen Faktoren, wie beispielsweise der demografischen Entwicklung, Entstehung und Entwicklung alter und neuer Kriminalitätsbereiche und diversen sozialen Faktoren abhängig. Die Oberfränkische Polizei wird in jedem Falle stets bemüht sein, die Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte möglichst gering zu halten, im besten Fall zu senken.

Quelle: Polizeipräsidium Oberfranken

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