18. Juni 2025 / Naila informiert...

Sudetendeutsche Landsmannschaft Naila gedenkt Kriegsende 1945

Vertreibungsqualen statt Befreiung

Naila. 80 Jahre nach Kriegsende und am 80. Jahrestag des grausamen Brünner Todesmarsches gedachte die SL Naila mit vielen Bürger/Innen am Sudeten-Mahnmal der Opfer von Flucht, Heimatvertreibung, Krieg und Terror.

Im Gedenkgottesdienst wies Dekan Andreas Seliger in Gebet, Fürbitten und Predigt auf die durch Gottesferne, nationalistischen Wahn und Machtstreben millionenfach gemarterten Opfer hin. Es habe Verletzungen, Vertreibungsqualen und Traumatisierung hinterlassen. Im Hinweis auf den „Todesmarsch des Kreuzwegs Christi“ werde die Frage nach Gerechtigkeit, Verantwortung und Versöhnung immer drängender.

1. Bürgermeister und  stv. Landrat Frank Sumpf blickte nach den bedeutenden Jahrhunderten der Böhmischen Länder auf die unheilvollen nationalistischen Entwicklungen bis Kriegsende 1945 zurück. Die Sudetendeutsche Volksgruppe von ihrem Heimatbesitz gewaltsam zu vertreiben, könne man sich heute kaum vorstellen. Der Wiederaufbau in der neuen Heimat der circa 1.800 in Naila angekommenen Vertriebenen, 40 Prozent  mehr Bevölkerungsanteil, sei für alle ein gewaltiger Kraftakt gewesen.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft habe in Kultur-, Geschichts- und Sozialarbeit und in der Versöhnungsbereitschaft unverzichtbare Hilfen gegeben.  Bezirksvizeobmann Adolf Markus erinnerte an die 15 Millionen ostdeutschen Geflüchteten und Heimatvertriebenen. Zwei  Millionen Menschen, vom Kleinkind bis zum Greis, seien dabei umgekommen, durch Gewalt, Massaker, Entkräftung. Suizid.

„Die Nationalsozialisten Hitlers hätten Tod, Elend und Vernichtung über Europa gebracht. Wir seien uns der deutschen Schuld bewusst. Wir alle hätten die Verantwortung dafür übernommen - ob schuldig oder nicht schuldig.  Aber nicht alle Deutschen seien Täter, die meisten Deutschen seien Opfer des Nazi-Wahnsinns und Opfer von Rache und Vergeltung der Vertreiberregime gewesen.

Leidenszeit der Vertriebenen

Der 8. Mai 1945 sei für viele Deutsche und für 3,5 Millionen Sudetendeutsche kein Tag der Befreiung gewesen. Es habe eine Leidenszeit begonnen durch grausame Gewaltexzesse bis hin zu Verschleppungen durch tschechische Revolutionsgarden, Milizionäre und durch die durchziehende Stalin-Sowjetarmee, aufgehetzt von Beneš.

800.000 Sudetendeutsche jeden Alters seien sofort nach Kriegsende von ihrem Besitz „wild“ vertrieben worden, teils zu Fuß, besitzlos, rechtlos, heimatlos, seien in Zwangsarbeit und Internierungslager gekommen. Die tschechischen Gewalttäter und Mörder zwischen 1938 und Oktober 1945 gegen Deutsche seien vom tschechischen Staatspräsidenten Edvard Beneš rückwirkend straffrei gestellt worden.

Eine Strafverfolgung, zum Beispiel  durch die Staatsanwaltschaft Hof, sei durch das Dekret 115 „Gerechte Vergeltung“ verhindert worden, bis heute! Untersuchungen hätten ergeben, dass von den 3,5 Millionen  Sudetendeutschen 241.000 Menschen zu Tode kamen, Kleinkinder, Schwangere bis zum Greis.

Brünner Todesmarsch und andere Massaker

Markus erinnerte an den Brünner Todesmarsch, der vor 80 Jahren am schwülheißen Fronleichnamstag begann, das Größte von vielen Massakern durch aufgehetzte, hasserfüllte tschechische Milizionäre, organisiert von der tschechischen Sicherheitswacht unter Bederich Pokorny, ignoriert von den westalliierten Siegern, geduldet und unterstützt von den Rotarmisten unter Stalin.

27.000 Brünner Deutsche seien tagelang in Richtung österreichische Grenze, circa  55 Kilometer, mit Schlägen getrieben, Frauen und Mädchen massenweise vergewaltigt worden. Unter Hunger, Durst, Typhus, Ruhr und Entkräftung seien viele Hunderte bereits am ersten Tag gestorben, erschlagen am Wegrand und in Massengräbern „verscharrt“ worden.

Insgesamt seien beim Brünner Todesmarsch, dokumentiert 5.200, bezeugt über 10.000 Deutsche zu Tode gekommen, so der Referent weiter: „Viele weitere, grausam-bestialische, eiskalt geplante Massaker, mit jeweils vielen Hunderten von Toten, gegen oft wahllos ausgesuchten deutschen Zivilpersonen erfolgten im ganzen Land bis in den Spätsommer 1945: Prag-Stadt und Sokolstadion, Kasernenhof Postelberg/Saaz, Aussig-Elbebrücke, Blutgericht Landskron, Flüchtlingszug Prerau, Internierungslager Ostrau und landesweite Todesmärsche.

Wir hoffen, dass dieses Gedenken ein Aufruf zu einer weiteren Verständigung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen, zur gerechten Aufarbeitung dieser dunklen Zeiten der Geschichte, zur Dialogbereitschaft der bürgerlichen Mitte mit der nachwachsenden Generation gegen rechts- und linksradikale Strömungen beitrage, mahnte SL-Bezirksvizeobmann Adolf Markus.

Foto: Stadt Naila; Gedenken am SL-Mahnmal Naila (von links): Michael Quecke, Jürgen Nowakowitz, 1. Bürgermeister Frank Stumpf, Dekan Andreas Seliger und Adolf Markus.
Quelle: Stadt Naila

Meistgelesene Artikel

Für den Neustart zurück auf die Schulbank
Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof informiert...

Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof initiiert erfolgreiches Qualifizierungsprojekt

weiterlesen...
Bogenschützen bei Special Olympics - Landrat Dr. Bär besucht Leuchtturmprojekt
Landratsamt Hof informiert...

Leuchtturmprojekt im Landkreis Hof: Bogenschießen für Menschen mit Handicap

weiterlesen...

Neueste Artikel

Öffnungszeiten der Theaterkasse während der Sommerpause
Neues aus dem Theater Hof

Vom 17. Juli bis zum 31. August 2025 hat das Theater Hof Sommerpause.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Leuchtturmprojekt im Landkreis Hof
Naila informiert...

Bogenschießen für Menschen mit Handicap

weiterlesen...
1. Tretkart-Rennen
Naila informiert...

AMC Naila: Tretkart-Rennen war voller Erfolg

weiterlesen...