10. Juli 2022 / Naila informiert...

Hospizverein Frankenwald e.V.: 20 Jahre Begleitung auf dem letzten Lebensweg

Naila informiert ...

Naila. „Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft, die Sterben und Tod als Teil des Lebens betrachtet und annimmt. Für eine Haltung, die jeden Menschen in seiner Würde bis zuletzt wahrnimmt und respektiert. Wir arbeiten mit an Rahmenbedingungen, damit Sterben nicht verdrängt werden muss, sondern umgeben von menschlicher Zuwendung möglich und selbstverständlich wird“, lautet die Aussage der Verantwortlichen.
Seit 20 Jahren leisten die Ehrenamtlichen des Hospizverein Frankenwald e.V. diese, nicht immer einfache, aber für die Gesellschaft wichtige Arbeit zur Begleitung von Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. In einer Feierstunde im Kinderdorf Martinsberg der Diakonie wurde dieses Jubiläum gebührend gefeiert. Die Vorsitzende
des Vereins, Marion Rank, begrüßte die hochrangigen öffentlichen Vertreter, wie den 1. Bürgermeister der Stadt Naila, Frank Stumpf, der auch als stellvertretender 
Vorsitzender des Diakoniewerks Martinsberg anwesend war, Landrat Dr. Oliver Bär, den 1. Bürgermeister der Stadt Lichtenberg Kristan v. Waldenfels, Pfarrer Horst 
Bergmann vom Dekanat Naila und vom Dekanat Münchberg den stellvertretenden Dekan Christian Höllerer. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hochfranken Michael Maurer und Udo Braunersreuther, Direktor der Spielbank Bad Steben, wurden von der Vorsitzenden extra begrüßt, da diese beiden Organisationen den Hospizverein auch immer wieder mit erheblichen Geldspenden unterstützen. Auch viele Vertreter der zahlreichen Kooperationspartner der angeschlossenen Kliniken, Pflegeheime und Hospize wohnten der Feier bei.
„Ein besonderes Willkommen gilt aber heute unseren anwesenden Mitgliedern, denn nur durch sie und ihr Engagement ist ein aktives Vereinsleben erst möglich“, führte Marion Rank aus. Sie gab einen kurzen Überblick darüber, dass diese wichtige Hospizarbeit sowohl in der Gesellschaft, wie auch in der Politik an Bedeutung 
gewonnen hat. 1. Bürgermeister Frank Stumpf freute sich in seinem Grußwort, dass der Hospizverein Frankenwald mittlerweile 180 Mitglieder hat und beglückwünschte den Verein dazu, dass es gelungen ist, im Raum Frankenwald seit nunmehr 20 Jahren die Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden zu Hause, in Heimen und Kliniken, die Beratung und Begleitung der Angehörigen, Beratung zur palliativ-pflegerischen Versorgung und Vorsorgeplanung und die Begleitung von Trauernden möglich zu machen.
Musikalisch umrahmte die Sängerin Silvia Wachter aus Marktrodach die Veranstaltung. Sie sorgte mit einfühlsamem Gesang für eine angemessene Stimmung. Dr. Snezana Götzl referierte in ihrem Fachvortrag über die Geschichte der Hospizbewegung. Der Anfang war im Jahr 1986, als in Aachen das erste Hospiz gegründet wurde. Mittlerweile gibt es bundesweit 340 Palliativ-Stationen in Krankenhäusern, 1.500 ambulante Hospiz-Dienste, 250 stationäre Hospize für Erwachsene, darunter auch eines in Naila, 17 stationäre Kinderhospize, und 403 SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgungen) in Deutschland, davon 48 in Bayern. Mehr als 120.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich um Schwerstkranke und Sterbende.

Ein Highlight des Abends war zweifelsohne der Auftritt der Trauer-Clownin „Kaala Knuffel“. Trauer und Clown, das passt doch nicht zusammen, werden viele Menschen spontan denken. Birgit Sauerschell aus Lichtenfels ist Clown und Dipl.-Psychologin. Sie kann als Kaala Knuffl für Beerdigungen,Trauerfeiern u.ä. gebucht werden. Sie kommt als Trauerrednerin oder ohne Worte als poetische Ergänzung zu der Feier, je nach Absprache mit dem Verstorbenen zu Lebzeiten, oder den Angehörigen. Da sie als Clown einfache Dinge tut oder Dinge einfach tut, kann sie ungewöhnliche Bitten des Verstorbenen umsetzen und ihn so ernst nehmen. Auch kann sie „Menschlichkeiten“ des Verstorbenen in respektvoller Weise benennen und ihm dadurch gerechter werden. Kalla Knuffel hat aus ihrer täglichen Praxis erzählt. So durfte sie die Trauergemeinde bei einer Beerdigung dazu auffordern, Sirtaki um die Urne des Verstorbenen zu tanzen und dazu einen Ouzo zu trinken, weil der Verstorbene sich das so gewünscht hatte. Ein Trauerclown darf das. Kaala erzählte weiter, dass sie manchmal nur schweigend am Ausgang der Kirche sitzt und die Trauergemeinde bei der Beerdigung an ihr vorbeizieht, ohne dass eine weitere Aktion ihrerseits erfolgt. Es gib Todkranke, die den Ablauf der Trauerfeier minutiös mit ihr absprechen. Genauso gibt es aber auch Menschen, die sich einen Clown auf ihrer Beerdigung überhaupt nicht vorstellen können. Kaala  Knuffel kann den Spiegel vorhalten – also „Menschlichkeiten“ benennen, jedoch mit viel Liebe und Respekt gegenüber sowohl dem Toten als auch den Hinterbliebenen, und so bei der Beschreibung des beendeten Lebens dem Verstorbenen gerechter werden. Er darf Dinge tun, die andere vielleicht nicht tun dürfen, und kann so Wünsche des Verstorbenen erfüllen und ihn so ernst nehmen. Der Clown ist ein Türöffner und erlaubt so auch jedem einzelnen Türen bei sich zu öffnen: zu Emotionen, 
Erinnerungen, Gedanken. Die Gäste hörten der Clownin gespannt zu, im Raum war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Im Anschluss daran gab die Vorsitzende Marion Rank den Anwesenden Informationen über den positiven Verlauf des Hospizvereins: Im Juli 2002 waren 20 Teilnehmer auf der Gründungsversammlung anwesend. 2006 wurde der erste Grundkurs zur Ausbildung ehrenamtlicher Hospizbegleiter in Naila abgehalten. 2010 
zog der Verein in das Untergeschoß des stationären Hospizes in Naila. 2012 wurde das zehnjährige Jubiläum im Evangelischen Gemeindehaus in Selbitz gefeiert. Der 
Verein hatte damals bereits 130 Mitglieder. 2018 wurde der Name des Hospizvereins, der ursprüngliche Name lautete „Hospizverein Bad Steben, Naila, Selbitz“ in 
Hospizverein Frankenwald e.V. umbenannt, weil er einen größeren Einzugsbereich als die drei genannten Orte hatte. 2020 erfolgte der Umzug in die größeren Räume Kronacher Straße 31. Mittlerweile hat der Verein 180 Mitglieder. Inzwischen gibt es auch Kooperationsverträge mit dem stationären Hospiz in Naila und den Kliniken Hochfranken in Naila und Münchberg sowie zehn Pflegeeinrichtungen und dem Kinderhospiz in Erlangen und dem BRK Kreisverband Hof mit dem Wunschmobil. Seit einiger Zeit beschäftigt der Verein eine hauptamtliche Koordinatorin und bildet auch regelmäßig Hospizbegleiter aus. Außerdem bietet man auch permanente Weiterbildungen an, beispielsweise zum Kinderhospizbegleiter oder Trauerbegleiter. 
Zudem gibt es ein regelmäßiges Trauercafe oder Einzeltrauergespräche mit Hinterbliebenen. Es wrden aber auch Beratungsgespräche für Patientengespräche und Vorsorgevollmachten angeboten. Zudem hat der Verein auch ein gut funktionierendes Netzwerk zu den anderen oberfränkischen Hospizvereinen aufgebaut. Marion Rank bedankte sich bei allen Personen, die die Arbeit der Hospizvereine wohlwollend unterstützen.
Landrat Dr. Oliver Bär lobte die Arbeit der Hospizvereine ausdrücklich und betonte, dass diese ehrenamtliche Arbeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Er beglückwünschte den Hospizverein zur erfolgreichen Arbeit und dem stetigen positiven Aufwärtstrend. Einige der anwesenden Gründungsmitglieder wurden von 
der Vorsitzenden mit einer wunderschönen Glasblume für ihren Einsatz und ihre langjährige Treue zum Verein geehrt. Zum Ende des offiziellen Teils wurde es noch 
einmal sehr emotional, die Gäste erhoben sich von ihren Plätzen und sangen, begleitet von Silvia Wachter auf der Gitarre „Möge die Straße“.  

Bild 2972: Die Ehrungen für 20 Jahre Mitgliedschaft: v. l.: Landrat Dr. Oliver Bär, Lieselotte Lang, Berthilde Weiß, Ulrike Parchent, Eva Maria Ender, Renate MacInnes, 
1. Vorsitzende Marion Rank und der 1. Bürgermeister der Stadt Naila und stellvertretender Landrat Frank Stumpf.

Foto: Stadt Naila
Quelle: Stadt Naila

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