17. Juli 2022 / Helmbrechts informiert...

Besuch einer Zeitzeugin aus der Zeit des Nationalsozialismus

Helmbrechts informiert ...

Helmbrechts. Am Donnerstag vor den Osterferien hatten wir einen besonderen Gast in der Klasse 8a. Frau Kunigunde Heiß, die Urgroßmutter von Severin, besuchte uns und stellte sich den Fragen der Klasse, die sich im GPG-Unterricht gerade mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt.

Frau Heiß konnte uns mit ihren lebendigen Erzählungen einen Eindruck verschaffen, wie das Leben in Helmbrechts und Umgebung um 1940 aussah. Sie berichtete, dass man insgesamt auf dem Lande nicht viel vom Krieg und den Gräueltaten dieser Zeit mitbekam. Niemand musste Hunger leiden, auch wenn es Süßigkeiten, wie wir sie heute kennen, nicht gab. Im Alltag machte sich Hitlers Machtergreifung aber auch hier bemerkbar: alle Männer wurden zum Kriegsdienst verpflichtet, was bei der Feld- und Fabrikarbeit deutlich zu spüren war. Die erwachsenen Frauen leisteten aus ihrer Erinnerung heraus enorme Arbeit, um diesen Mangel aufzufangen.

Der Bruder von Frau Heiß war als Soldat in Berlin stationiert und konnte eher als Anhänger der NSDAP bezeichnet werden, wohingegen Frau Heiß nichts mit der Ideologie der Nazis anfangen konnte. Dennoch konnte sich niemand den Jugend- und Parteiorganisationen entziehen, man wurde automatisch Mitglied in den entsprechenden Verbänden und es wurde erwartet, dass man an allen Treffen zuverlässig teilnahm. Was Frau Heiß sehr störte, war, dass die Jungmädelbund-Treffen vermehrt auf die Sonntage gelegt wurden, so dass ein Besuch des Gottesdienstes unmöglich war. Ein Fernbleiben von den Treffen des Jungmädelbunds, des Deutschen Jungvolks, der Hitlerjugend oder dem Bund Deutscher Mädel wurde stets bemerkt und bedeutete unter Umständen Stress am nächsten Schultag in Form von Ausgrenzung oder körperlichen Auseinandersetzungen.

Propaganda in Form von Plakaten, Fahnen und Reden parteitreuer Bürger gab es, ebenso wurden in den Schulen die Kreuze durch Bilder vom Führer ersetzt und das morgendliche Beten wurde gestrichen.

Nachdem die Luftangriffe auf Deutschland starteten, mussten abends die Fenster eines jeden Hauses lichtdicht verhängt werden, damit man aus der Luft nicht einfach zu erkennen war. Nach dem Ende des Krieges konnte sich Frau Heiß noch gut an ihre erste Begegnung mit den dunkelhäutigen Amerikanern erinnern, die sie zuvor noch nie gesehen hatte. Sie verteilten auch in ihrem Dorf Kaugummis und Schokolade, blieben aber nicht dauerhaft auf dem Land, sondern wurden in den Städten stationiert.

Wir bedanken uns noch einmal sehr herzlich bei Frau Heiß und Herrn Kliesch, dass sie uns eine Geschichtsstunde der besonderen Art ermöglicht haben. Durch solche Begegnungen bleibt die Vergangenheit lebendig und sie helfen uns und künftigen Generationen, Zusammenhänge zu verstehen, aus Fehlern zu lernen und Verständnis für politische Vorgänge zu entwickeln.  

Foto: Stadt Helmbrechts
Quelle: Stadt Helmbrechts

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