24. Juni 2025 / Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof informiert...

Für den Neustart zurück auf die Schulbank

Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof initiiert erfolgreiches Qualifizierungsprojekt

Klassenfoto der Berufsschulklasse (Agentur für Arbeit) :
Antonina Musiienko (mittlere Reihe links außen) mit ihren Mitschülerinnen, Klassleiter Johannes Zapf (mittlere Reihe Dritter von rechts), Schulleiterin Dr. Andrea Brönner (erste Reihe Zweite von rechts) mit den Vertretern der Agentur für Arbeit Bayreuth Hof, Klaus Seebach letzte Reihe rechts außen und André Zeitler (mittlere Reihe Zweiter von rechts). 

HOF - Eine gelungene Kooperation der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof mit der Berufsschule Hof und der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth ebnet geflüchteten Ukrainerinnen den Weg in eine berufliche Zukunft in Deutschland.  

Trotz guter Ausbildung und Berufserfahrung drückt Antonina Musiienko noch einmal die Schulbank. Kein leichter Weg – insbesondere, wenn der Unterricht nicht in der eigenen Muttersprache erfolgt. Gemeinsam mit zehn weiteren Mitstreiterinnen ist sie über das Projekt „Industriekaufleute - Perspektiven schaffen“ in eine neue berufliche Zukunft gestartet. Gefördert wird die dreijährige Ausbildung über die Beschäftigtenqualifizierung der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof in Kooperation mit verschiedenen hochfränkischen Unternehmen. 

Antonina Musiienko absolviert ihre Ausbildung bei der Firma REHAU Industries SE & Co. KG. „In Deutschland beruflich Fuß zu fassen ist nicht leicht“, sagt die Dreiunddreißigjährige. In ihrer Heimat hat sie Wirtschaftswissenschaften für Architektur und Baugewerbe studiert, eine Weiterbildung zur Social Media Managerin absolviert und mehr als fünf Jahre im Marketingbereich gearbeitet. Doch neben dem nötigen Spracherwerb sind die Qualifikationen und die Berufserfahrungen aus der Ukraine nicht so einfach auf den hiesigen Arbeitsmarkt übertragbar.

Antonina Musiienko (REHAU Industries)

„Mit der Ankunft in Deutschland im Jahr 2022 habe ich mich zunächst auf das Erlernen der Sprache konzentriert. Nach dem Erwerb des B2-Zertifikats suchte ich aktiv nach einer passenden beruflichen Perspektive. Trotz vorhandener Berufserfahrung war der Einstieg in den Arbeitsmarkt herausfordernd. Es war nicht leicht, eine Position zu finden, in der ich meine Kompetenzen gezielt einbringen und einen nachhaltigen Beitrag leisten konnte“, erzählt die Ukrainerin. 
Genau hier setzt unser Projekt an“, erklärt André Zeitler, Teamleiter im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof. Die meisten der Projektteilnehmerinnen verfügen über gute Schul- und Berufsabschlüsse und Berufserfahrung aus der Ukraine. Dennoch haben sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt kaum Chancen, da ihre Qualifikationen nicht unmittelbar anerkannt oder verwertbar sind. Und natürlich ist auch die Sprache ein wichtiges Thema. „Den Beruf Industriekauffrau/-kaufmann haben wir bewusst gewählt: ein gefragter Ausbildungsberuf mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten in nahezu allen Branchen. So konnten wir auch eine Vielzahl von lokalen Arbeitgebern für das Projekt gewinnen und haben ein passgenaues Umschulungsangebot geschaffen. Es knüpft an die bereits vorhandenen Fähigkeiten an und deckt gleichzeitig den Bedarf unserer regionalen Wirtschaft. In enger Abstimmung mit der IHK wurde das Umschulungskonzept entwickelt und in Zusammenarbeit mit der Berufsschule Hof umgesetzt“, so Zeitler weiter.
Auch Michael von Hertell, Leiter der Berufsausbildung bei REHAU Industries, zeigt sich überzeugt von der Initiative. Das Ausbildungsteam begleitet Antonina bei ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau: „Das Projekt eröffnet uns als regionalem Ausbildungsbetrieb die Chance, neue Wege zu gehen und Menschen wie Antonina eine berufliche Perspektive zu bieten. Für uns ist das gelebte soziale Verantwortung und eine Investition in die Fachkräfte von morgen. Es zeigt, wie erfolgreiches Miteinander durch Bildung und Praxis gelingen kann – und dass Vielfalt in der Belegschaft eine echte Bereicherung ist.“

Sprache als Schlüssel zur erfolgreichen Integration und Ausbildung
Schulleiterin  Dr. Andrea Brönner
betont: „Eine fundierte Ausbildung und gelungene Integration sind ohne gute Sprachkenntnisse kaum denkbar. Deshalb setzen wir gezielt auf die Förderung der Berufssprache Deutsch. Die Schüler haben einen zusätzlichen Schultag finanziert durch Mittel des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an dem Deutsch als Zweitsprache abgestimmt auf den Erfordernissen der Kammerprüfung unterrichtet wird.“  

Über eine digitale Lernplattform stellen die Fachlehrkräfte speziell aufbereitetes Material für die Schülerinnen und Deutschlehrkräfte eines externen Trägers bereit. Dies ermöglicht gezielte Vorbereitung des Fachvokabulars für den Schulunterricht sowie das Verstehen und Erstellen von berufsspezifischen Fachtexten durch die Deutschlehrkräfte. Darüber hinaus erproben die Lehrkräfte die Nutzung Künstlicher Intelligenz, um die Unterrichtsmaterialien kontinuierlich an das Sprachniveau der Schüler sowie die Anforderungen der Kammerprüfung über die drei Ausbildungsjahre hinweg anzupassen. „Unser Ziel ist: Optimale Bedingungen mit einem vertretbaren Ressourceneinsatz für eine erfolgreiche Ausbildung und nachhaltige Integration in die deutsche Gesellschaft“, so Dr. Brönner.
Als großen Vorteil sehen auch die Umschülerinnen das Zusammenwirken von Berufsschule und Betrieb im dualen Ausbildungssystem, das es so in der Ukraine nicht gibt. „Die berufliche Praxis, die zusätzliche Sprachförderung und Vertiefung fachlicher und gesellschaftlicher Themen bringen uns jeden Tag ein Stück weiter. Sowohl im Betrieb als auch in der Schule erfahren wir sehr viel Unterstützung. Es ist immer jemand da, wenn es Fragen gibt“, sagt Antonina Musiienko.  

Nach der Startphase in den Betrieben überreichten nun die Initiatoren der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof in der Berufsschule knallrote Schultüten an die motivierten Schülerinnen. Klaus Seebach, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof: „In Deutschland ist es eine schöne Tradition so den großen Tag des ersten Schultags zu feiern. Auch für Sie ist die Ausbildung ein herausfordernder Neustart. Auf Ihrem Weg wünschen wir Ihnen viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Wir erleben hier hoch motivierte Menschen, die mit großem Engagement und Lernbereitschaft dabei sind. Mit dem ersten Klassenprojekt dieser Art in der Region sind Sie auch für uns so etwas wie Pioniere. Es ist eine „Win-win-win-Situation“: Sie bekommen eine echte berufliche Perspektive. Wir unterstützen die Qualifizierung in den teilnehmenden Unternehmen, diese erhalten durch die Umschulung wertvolle Fachkräfte mit multiplen Sprachtalenten - und deren Kultur, was für gute Geschäftsbeziehungen nach Osteuropa hilfreich sein kann.“  

Musiienko und ihre Klassenkameradinnen in der Hofer Berufsschule wollen für den deutschen Arbeitsmarkt fit werden um auch hier beruflich wieder durchstarten zu können. Manche der Teilnehmerinnen sind bereits über 50 Jahre alt. Mit der herausfordernden deutschen Sprache hat Antonina Musiienko schon gute Fortschritte gemacht und betont: „Das Projekt ist für mich eine großartige Chance, eine solide Basis für den deutschen Arbeitsmarkt zu schaffen, mein persönliches Wissen zu erweitern und zu verstehen, wie die Dinge in Deutschland laufen. Ich bin zutiefst dankbar für dieses wunderbare Projekt der Agentur für Arbeit und der Firma REHAU Industries. Solche Initiativen bedeuten so viel – sie geben Menschen wie mir nicht nur Hoffnung, sondern auch echte Perspektiven. Sie unterstützen all jene, die bereit sind, sich weiterzuentwickeln, Neues zu lernen und mutig ihren Weg in einem neuen Land zu gehen.“ 

Die Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof sieht in dem Projekt ein Modell mit Zukunft. „Integration gelingt vor allem über Arbeit. Gemeinsam mit unseren Partnern konnten wir ein erfolgreiches Beispiel für gelebte Integration und Fachkräftesicherung in der Region schaffen“, freut sich Klaus Seebach. Das Projekt soll künftig als Blaupause für weitere Initiativen im Agenturbezirk Bayreuth-Hof dienen – mit dem Ziel, noch mehr Menschen nachhaltige Chancen auf dem Arbeitsmarkt der Region zu ermöglichen.

 

Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur berät Personalverantwortliche zu Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten.

Kontakt zum Arbeitgeber Service der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof:

Telefon:  0800 4 5555 20 

E-Mail: Bayreuth-Hof.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de

Alle Infos rund um Fördermöglichkeiten der beruflichen Weiterbildung Beschäftigter gibt es unter www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/foerderung-von-weiterbildung

 

Hintergrundinformation 

Beschäftigte mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Agenturbezirk Bayreuth-Hof

Im Agenturbezirk Bayreuth-Hof gehen 1.728 ukrainische Staatsangehörige einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nach, darunter 96 Auszubildende.
Mehr als 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Ukrainerinnen und Ukrainer sind als Fachkräfte beschäftig, insbesondere in der Arbeitnehmerüberlassung, dem Verarbeitenden Gewerbe, im Bereich Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz und dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Gastgewerbe. Weitere 418 Personen sind geringfügig beschäftigt.

Quelle: Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof

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